Entscheidend ist die permanente und eigentliche Aufgabe der politischen Stiftungen: die Erziehung zur Demokratie, das heißt nicht nur belehren, sondern vormachen. Sie stellt sich im Inland wie im Ausland.
Roman Herzog
Weiter heisst es:
Ihre gemeinsame Erklärung ist Selbstverpflichtung und Information der Öffentlichkeit zugleich.
Mit der Wahrnehmng ihrer satzungsmäßigen Aufgaben wollen sie zur Gestaltung der Zukunft unseres Gemeinwesens beitragen. Ihre gesellschaftliche und demokratische Bildungsarbeit, Information und Politikberatung im In- und Ausland, die auf den Prinzipien der demokratischen Grundordnung aufbauen und den Grundsätzen der Solidarität, Subsidiarität und gegenseitigen Toleranz verpflichtet sind, haben insbesondere zum Ziel:
Sie haben unter anderem die Verpflichtung
- mit Programmen und Projekten entwicklungspolitische Hilfe zu leisten und zum Aufbau demokratischer, freiheitlicher und rechtsstaatlicher Strukturen, die den Menschen- und Bürgerrechten verpflichtet sind, beizutragen.
Ihre politische Bildungsarbeit soll die Beschäftigung der Bürger mit politischen Sachverhalten anregen und den Rahmen bieten für eine - allen Bürgern zugängliche - Diskussion politischer Fragen. Dadurch wird das Interesse an einer aktiven Mitgestaltung des gesellschaftlichen und politischen Lebens geweckt und das dazu notwendige Rüstzeug vermittelt (BVerfG 2 BvE 5/83).Danach ergeht sich diese Erklärung in ein Sammelsurium von Aussagen, die belegen sollten, dass es rechtens sei, dass der Steuerzahler diese Stiftungen finanzieren muss.
Dichtung und Wahrheit
Wir lesen also hier, dass diese Stiftungen die Erziehung der Menschen zur Demokratie, nicht nur durch Belehrung, sondern auch durch Vorexerzieren erreichen soll. Diese Stiftungen verpflichten sich dazu, das Prinzip der gegenseitigen Toleranz zu praktizieren. Sie wollen auf das Prinzip der demokratischen Grundordnung aufbauen.Nun fordere ich den geneigten Leser selbst zu überprüfen inwieweit die Friedrich-Ebert-Stiftung mit ihrer Veranstaltung den vorhin genannten Prinzipien gerecht wird:
Was hat eine Veranstaltung, die den Titel "Wessen Internet?" trägt, mit Demokratie zu tun?
Ist es nicht so, dass das Internet allen zur Verfügung steht und die Damen und Herren sich nur da anmelden müssen? Der gewählte Titel soll die unterschwellige Botschaft an den Mann bringen, dass im Netz eine Machtstruktur, eine Rang- und Hackordnung existiert.
Das Internet gehört uns allen. Also, wo genau liegt das Problem?
Es geht nicht um Besitzverhältnisse, sondern um die Deutungshoheit im Netz. Die zentrale Frage der Feminist.I.nnen lautet:
Wer darf über Diskriminierung und Privilegien sprechen?
Ja, wer darf das?Laut Feminist.I.nnen können nur sie selbst über "Diskriminierung und Privilegien" sprechen. Denn nur Feminist.I.nnen können "Diskriminierung und Privilegien" fühlen.
Durch das "Opferabo" haben sie die Deutungshoheit über die Diskriminierung im Netz und auf dieser Veranstaltung.
Männer, die den Feminismus kritisieren, können nicht über "Diskriminierung und Privilegien" reden, dürfen auf dieser Veranstaltung nicht reden, geschweige denn vortragen.
Allein die Tatsache, dass sie den Feminismus kritisieren, macht diese Männer zu Unterdrücker und "beweist" die "Arbeitsthese" des Feminismus: Diese Männer müssen Frauen hassen, da sie ja Feminist.I.nnen kritisieren und solche Kritik am Feminismus ist Gewalt die sich aus einem abgrundtiefen Hass gegenüber Frauen speisen muss.
Diese Geschlechtsstereotypie lässt sich leicht anhand der geplanten Themen und der zugelassenen Redner erkennen:
- Die Frauen dürfen über "Netzkultur", "Sichtbarkeit der Frauen", "Sexismus", "Feminismus im Netz", "Hate-Speech" und "Cybergewalt gegen Frauen" referieren, das sind alles gefühlsbetonte Themen, mann kann direkt die Opfermatratze riechen
- Die Männer hingegen werden über "Attacken antifeministischer Männer", "Maskulisten im Geschlechterkampf" (gibt es den Geschlechterkampf und wer führt den?), "Reproduktion männlicher Machtverhältnisse (bei Wikipedia?)" referieren
Die schöne neue Weltordnung ist angekommen.
Der Demokratie verpflichtet?
Es sind garantiert keine Kritiker des Feminismus eingeladen, laut Redner-Liste.Da stellt sich gleich die Frage: Wie will diese Stiftung, die sich aus unser Steuergeld finanziert, das Prinzip der "gegenseitigen Toleranz" erfüllen, wenn es
- der Gegenseite keine Möglichkeit eröffnet (die haben sich zu Diskussionen verpflichtet, die allen Bürgern offen sein sollten) ihre Positionen und Argumente vorzutragen
- aus der Position der Opferprivilegierung heraus, wird über eine Rangordnung der Definitionshoheit bei der Inanspruchnahme des Rechtes über "Diskriminierung und Privilegien" sprechen zu dürfen (Männerrechtler dürfen das nicht, nur Feminist.I.nnen dürfen das)
Menschen, die zuvor keinen Zugang zu den Aushandlungsorten vieler Diskurse hatten, können nun teilhaben, mitdiskutieren und Themen auf die öffentliche Agenda setzenUi!
Nun können Männer auf ein öffentliches Agenda das Thema setzen, dass bei Facebook manche Frauen, die Männer pauschal als "Arschlöcher" bezeichnen und damit die sozialen zu asozialen Netze werden lassen?
Also, wer daran glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann!
Und wer glaubt, dass eine Friedrich-Ebert-Stiftung (Arbeitgeberin von Gesterkamp) oder eine Heinrich-Böll-Stiftung (Arbeitgeberin von Rosenbrock) zur Demokratie durch Vormachen erziehen, dem ist leider auch nicht mehr zu helfen.