Montag, 2. März 2015

Männerhetze als Forschung getarnt

Ja, mann ist immer wieder aufs Neue verwundert. Das mathematische Gefühl scheint den Gender Studies "Wissenschaftler" vollkommen abhanden gekommen zu sein.

Die bösen Männerrechtler

Da erzählt uns ein Herr Rosenbrock in der SWR2-Sendung "Maskulinisten, Krieger im Geschlechterkampf" allen Ernstes:
Wenn man sich die Studien genauer anschaut, dann ist das eine Erfassungsmethode aus den USA kommend, die kennt zwei Kodierungen, die kennt Null, es gibt keine Gewalt und die kennt Eins, es gibt Gewalt. Und dieses Eins, das kann ein böser Blick sein, das kann anschreien sein, das kann schlagen sein, das kann vergewaltigen sein, das kann töten sein. Das wird überhaupt nicht differenziert. Und mit dieser Perspektive kommt man dann tatsächlich zum Ergebnis, dass eigentlich zwischen Geschlechtern häusliche Gewalt so gut wie gleich verteilt ist.
Die Märchen-Erzählerin vom SWR klärt uns dann noch einmal auf, wie das soziologische "Fachwissen" eines "Soziologen" Rosenbrock zu verstehen ist:
Diese Studien, erklärt Soziologe Hinrich Rosenbrock, gewichten einen bösen Blick genauso wie eine Vergewaltigung. Beides bekommt eine „Eins“. Schwere Formen von häuslicher Gewalt würden so verharmlost.
Habt Ihr das verstanden?
Feminist.I.nnen gut / Männerrechtler böse. 
Feministische Studien gut / Studien, die Frauengewalt untersuchen, böse.

"Forschung" in Zeiten Rosenbrocks und SWR-Qualitäts-Journalismus:
Feministische Studien bekommen eine Eins.
Studien, die Frauengewalt untersuchen bekommen eine Null.

Um Rosenbrock zu zitieren
Mit dieser Perspektive kommt man dann tatsächlich zum Ergebnis, dass eigentlich zwischen Geschlechtern häusliche Gewalt so gut wie nur von Männer begangen wird.

Laut implizierter Aussage Rosenbrocks und der SWR-Märchen-Erzählerin:
Feminist.I.nnen haben einen vollkommen anderen - einen guten - Forschungsansatz im Gegensatz zu den bösen Studien, die anders gewichten, nur um die Frauen genauso gewalttätig hinzubekommen, wie die Männer.
Schoppe hat diese Passage der Rosenbrockschen "Wissenschaftlichkeit" ebenfalls angesprochen und die Conflict Tactic Scales (CTS) des Murray A. Straus als die "aus den USA kommenden Erfassungsmethode" identifiziert.

Als Physiker, kann ich nicht alle Soziologen und Verfahren kennen, daher muss ich mich an mehreren Stellen vergewissern. Es kann ja sein, dass die Studien, die Frauengewalt untersuchen, ein anderes Verfahren verwenden. Wenn ich, als Fachfremder, eine so "gewichtige" Stimme, wie die von Rosenbrock höre, dann muss ich davon ausgehen, dass der weiss, wovon er spricht. Insbesondere Politiker und Stiftungsträger vertrauen ja auf sein Fachwissen, er wird ja von ihnen sogar beauftragt, in diesem Bereich zu "forschen".

Eigentlich hätte die SWR-Tante so vorgehen und spätestens das Qualitätsmanagement des SWR hätte diesen Humbug rechtzeitig stoppen müssen.

(Die farblichen Hervorhebungen habe ich vorgenommen, um dem Leser die Lektüre ein bisschen zu erleichtern und die einzelnen Punkte durch einfaches Überfliegen des Textes wiederzufinden.)

Die guten Feminist.I.nnen

Die feministische Methode ist also so, laut Rosenbrock und der Märchen-Erzählerin vom SWR, dass ein böser Blick nicht wie eine Vergewaltigung gewichtet wird?

Schwere Formen von häuslicher Gewalt werden in hochwissenschaftliche, feministische Studien nicht so gewichtet, wie leichte Formen?

Die "wissenschaftliche" Referenzstudie des modernen, deutschen Feminismus wurde 2004 vorgestellt: "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland" (Vorsicht, 878 Seiten, nur damit es schlecht lesbar bleibt.)

Auf Seite 17/18 der Studie finden wir die Items, die eine Rolle bei körperlicher Gewalt spielen. Zwecks "wissenschaftlicher" Erhöhung der Seitenzahlen, werden sie nochmals - diesmal mit Buchstaben versehen, eine beliebte feministische Forschungsmethode - auf Seite 37/38 wiederholt:



Danach heisst es auf Seite 18, der feministischen Referenzstudie:
Diese verhaltensbezogenen Einzelitems zu körperlicher Gewalt orientieren sich einerseits an den Items der finnischen, der schwedischen und der kanadischen Prävalenzuntersuchungen, andererseits an den Items der sogenannten Conflict-Tactic-Scales (CTS), die im Rahmen der US-amerikanischen Family-Violence-Forschung zur Erfassung von Gewalthandlungen entwickelt und insbesondere im englischsprachigen Raum (in US-amerikanischen, australischen und britischen Studien) vielfach angewendet wurden.
Die angegebene Randnummer 8, bezieht sich auf - wer hätte das gedacht? - "Vgl. Straus et al. 1990, 1996."
Feministische "Gewaltforscherinnen" wenden also gerade die "Erfassungsmethode aus den USA kommend", die CTS des Herrn Straus, (für Uneingeweihte: Es ist der gleiche Murray A. Straus, von dem auch Schoppe spricht) die Herr Rosenbrock und die Geschichte-Erzählerin als
unseriös 
betrachtet wissen wollen, wenn sie von "Männerrechtler" angewandt wird, bzw. wenn Frauengewalt untersucht wird?

Halten wir also als Zwischenergebnis fest:

A) Die feministische Forschung benutzt die Untersuchungsmethode, die Rosenbrock kritisiert.

Die sexuelle Belästigung wird dann auf den Seiten 20/21 thematisiert:


Wenn wir das richtig interpretieren, dann ist C der berühmte "böse Blick" des Herrn Rosenbrock. Der "böse Blick" scheint also Standard bei der Gewaltforschung, u. zw. insbesondere feministische Gewaltforschung zu sein.

Gesamtzahlen

Auf Seite 28 der feministischen Referenzstudie, werden die Gesamtzahlen der Gewaltfälle darfestellt.

Laut Rosenbrock und SWR-Märchenerzählerin müssen diese Zahlen eine Gewichtung enthalten, die den bösen Blick oder Anschreien nicht mit Vergewaltigung und nicht mit Tötung gleichsetzt.

Konzentrieren wir uns bitte auf körperliche Gewalt. Hier wird nicht zwischen leichter und schwerer Form unterschieden. Es wird also nicht gewichtet.

Ich kann mich sicherlich täuschen und die Damen haben vielleicht die Zahlen gewichtet zusammengezählt?

Um das zu untersuchen, werden wir versuchen die Genese der 37% bei körperlicher Gewalt, alle Befragten, zu untersuchen.

Die "Viktimisierung durch körperliche Gewalt und Übergriffe" wird im Kapitel 3, ab Seite 35 untersucht.

Das ist nämlich schon mal die erste Enttäuschung: Die 37% werden nur behauptet, allein die zweite Spalte, die mit 32% wird im Kapitel 3 diskutiert. Mit anderen Worten, die folgenden Analyse muss die 32% hergeben.

Auf Seite 38 wird eine Tabelle dargestellt, in der die böse Gewichtung "Ja/Nein" zum Tragen kommt:

Halten wir also fest:

B) Die feministische Forschung nutzt die Ja/Nein-Klassifizierung, die Rosenbrock kritisiert.

Das Ergebnis der Befragung nach der Itemliste wird auf Seite 39 dargestellt:

(Tabelle 4 meint 3.288 Fälle von "Ja" zu haben, Diagramm 1 hat nur noch 3.174 Fälle, gell? Aber wir wollen doch nicht so überpingelig sein, Frauen sollte man auch Gefühle zugestehen.)

Mit anderen Worten, die "feministische Forschung" hat genau das gemacht, was Rosenbrock den Studien vorwirft, die auch Frauengewalt untersuchen: Sie haben leichte mit schweren Formen der Gewalt gemischt.

Ihr erinnert Euch noch, was die SWR-Märchenerzählerin sagte?
Schwere Formen von häuslicher Gewalt würden so verharmlost.
Da schau her?

Halten wir also fest:

C) Die feministische Forschung verharmlost schwere Formen häuslicher Gewalt

Fazit

Die Art und Weise der Argumentation in diesem Bereich der Gewaltforschung ist mehr als verwirrend. Politiker und Gutmenschen die keine Zeit haben sich darin einzulesen, werden den Experten in diesem Fach glauben, weil sie einfach keine Zeit haben die 880 Seiten des feministischen Pamphlets zu lesen, geschweige denn auch verstehen.

Deswegen hier noch einmal zusammengetragen, was wir, das Volk, herausgefunden haben:

A) Die feministische Forschung benutzt die Untersuchungsmethode, die Rosenbrock kritisiert.

B) Die feministische Forschung nutzt die Ja/Nein-Klassifizierung, die Rosenbrock kritisiert.

C) Die feministische Forschung verharmlost schwere Formen häuslicher Gewalt

Diese SWR2-Sendung scheint eine Büchse der Pandora geöffnet zu haben.

Denn die Aussage Rosenbrocks greift ja gerade die Metodik der feministischen Studien an: 61% der Gewaltfälle sind "wütend wegschubsen". Rechnet man die raus, bleiben nur noch knapp 12% statt 32% körperliche Gewalt gegen Frauen.

Da muss mann sich fragen, warum so übertrieben wird? Da diese Übertreibung keine rationale Erklärung hat, bleibt eigentlich nur das Eine: Hass! Abgrundtiefer Hass gegen das Männliche!

Es wäre schön, wenn mal eine Forschungskommission sich der Sache annimmt und diese "Gewaltforschung" unter die Lupe nimmt. Es stehen ja drei Fälle zur Disposition
  1. Rosenbrock hat Recht
  2. Feministische Gewaltforscherinnen haben Recht
  3. Keiner hat Recht
Wenn Rosenbrock Recht hat und die Methode der ungewichteten Gewalthochzählung unwissenschaftlich ist, dann ist die gesamte Referenzstudie der feministischen Gewaltforschung Makulatur.

Wenn die feministischen Gewaltforscherinnen Recht haben, dann muss man die Kompetenz und Qualifikation eines Herrn Rosenbrock und die der Verantwortlichen bei der ihn beauftragenden Heinrich-Böll-Stiftung in Frage stellen.

Wenn keiner Recht hat, dann sollten wir uns der Frage widmen, warum es möglich ist, dass Hassprediger - hier wird durch solche Studien nur der Mann als Gewalttäter hingestellt - Forschungsgelder bekommen?

Das liefe auf einen Riesenforschungsbetrug hinaus, oder?