Mittwoch, 22. Oktober 2014

Soziale Eiszeit

"Social Freezing" ist das neue Zauberwort. Selbst dem "progressiven" chrismon scheint diese Entwicklung zu weit zu gehen.

Aber nicht weil diese technische Neuentwicklung mit dem Wesentlichen menschlicher Bindungen bricht - die auf Liebe und Achtung basierende Bindung zweier Menschen unterschiedlichen Geschlechts mit dem Zwecke der Reproduktion - und weil dadurch die Menschen noch mehr der Wirtschaft untergeordnet werden sollen!

Eigenverantwortlichkeit, nein danke!

Nein, die chrismon-Autorin regt sich darüber auf, dass die Gefahr besteht, dass eine Frau - Gott behüte, bei der christlichen Chrismon - der "Eigenverantwortlichkeit" verpflichtet wäre, wenn sie schwanger wird.

Bis dato, konnte eine Frau vor Gericht noch Krokodilstränen kullern lassen, wenn sie auf Unterhalt durch "nicht wirksame" Pille - weil z. B. "vergessen" - plädierte. Sofort war die "Eigenverantwortlichkeit" beim "Erzeuger".

Nun besteht die berechtigte Aufregung bei den feministischen Voll-Jurist.I.nnen, dass die Gerichte der Möchtegern- Karrieremachen-Mami die "Eigenverantwortlichkeit" NUR des "Erzeugers" nicht mehr abkaufen werden.

Sobald eine solche Frau ihre Eizellen befruchten lässt, macht sie das bei vollem Bewusstsein und "Eigenverantwortlichkeit".

Solche Frauen gehen dann beim Unterhalt leer aus.

Da besteht sicherlich die Gefahr, dass die Errungenschaften der "Emannzipation" im Zuge dieser technischen Neuerung den Bach runtergehen. Denn wenn es Frauen geben wird, die "Eigenverantwortlichkeit" entwickeln - die Chrismon-Autorin bringt dies in altbewehrter Opfa-Reflex mit "Schuld an der Schwangerschaft" in Verbindung - dann können unsere emannzipierte Alleinerzieherinnen nicht mehr so ohne Weiteres die Unterhaltszahlungen einfordern.

Plötzlich stehen eigenverantwortliche Frauen da, die ihr Leben selbst bestimmen können, da lässt sich vor Gericht schlecht argumentieren, dass Frau im ach so bösen "Patriarchat" nichts auf die Reihe bekommt, weil sie unterdrückt wird.

Schuldfrage

Ich nehme aber an, dass es genügend feministische Voll-Juristinnen gibt, die zusammen mit ihren patriarchal unterdrückenden Kollegen Voll-Juristen, einen Ausweg aus diesem Schlammassel finden werden: Der alte §1300 aus dem BGB wird in angepasster Form wiederbelebt!

Für die Esel anno dazumal gab es eine Brücke: "Der Heil'ge Geist ist sehr verwundert, Maria klagt aus Dreizehnhundert."

Ja, wir brauchen solche Brücken, um die feministische Emannzipation im Zeitalter des technischen Fortschritts zu retten, indem die Schuld beim Manne belassen wird: Sobald ein Mann einer Frau die Ehe verspricht, oder sie im Glauben lassen wird, dass er sie ehelichen oder eine Familie mit ihr gründen möchte, muss dieser Mann auch nach 30 Jahren Trennung befürchten, dass die Frau ihre Eizellen mit seinem Samen befruchten wird, was Unterhaltszahlungen nach sich ziehen wird.

Ihr meint, ich spinne?

Hier: Ein Samenspender muss in Schweden Unterhalt zahlen. Er ist schuld, weil Frau "Eigenverantwortlichkeit" gezeigt hat.

Oder hier ein Beispiel aus Deutschland: Muddi verfälscht die Unterschrift des Mannes um an seinen Samen in der Samenbank zu kommen und wird dafür fürstlich belohnt! Sowohl der Arzt als auch der Samenspender müssen bezahlen, obwohl Frau "Eigenverantwortlichkeit" gezeigt hat. Für ihre betrügerische Handlungen musste sie eigentlich nur die patriarchal unterdrückende "Fremdverantwortung" durch Männer ertragen. Diese Bindung an den Herd geschah durch die patriarchale Dividende, genannt Unterhalt, eine besonders aggressive Auswirkung der "hegemonialen Männlichkeit".

Wie mann sieht: Die Befürchtungen der Feminist.I.nnen sind unbegründet! Wir haben genügend Männer, die anderen Männern in die Tasche greifen, um das (fragwürdige) Lebensmodell mancher Frau zu ermöglichen.

Die schlimmste Sorte sind männliche Politiker, die Gesetze ermöglichen, die den Männern ihre Menschenrechte rauben: Siehe Thema Sorgerecht, Gleichstellungsbeauftragte, Beschneidung.

Ich nehme an, dass bei diesen Politikern, der Aufruf Monika Ebelings "Männer, hört endlich auf damit!" kein Erfolg haben wird, da er auf nichts zwischen den Löffeln stossen wird. Die Frauenquote wird kommen, wie das Amen in der Kirche, weil es eben solche Männer gibt, die sich als "Kavaliere" verstehen und für'n Appel und'n Ei ihre Geschlechtsgenossen verkaufen.

Wem geben wir unsere besten Jahre?

Frau Birgit Kelle hat es auf den Punkt gebracht. Der Sinn und Zweck des Social Freezings soll sein:
Die besten Jahre unseres Lebens sollen wir unsere Energie dem Arbeitgeber schenken und nicht unseren Kindern oder der Familie.
Es sind nicht nur die besten Jahre, es ist auch die Lebenseinstellung junger Eltern gegenüber älteren. In jungen Jahren geht man noch voller Elan an die Bewältigung der Probleme des Lebens. Einige Jahre später, merkt mann, dass mann die Welt nicht ändern kann.

Die unterschiedliche Lebenserfahrung und -einstellung in unterschiedliche Lebensabschnitte wird sich unweigerlich auch auf die Mentalität der kommenden Generation auswirken. Die ersten Auswirkungen können wir ja bereits heute sehen. Ältere Eltern setzen weniger Kinder in die Welt.

Interessant wäre eine Studie über die Lebenseinstellung der Kinder junger Eltern gegenüber derer aus Familien mit älteren Eltern. Meine Vermutung ist, dass die Ersten ungestümer, risikofreudiger, lebensfroher während die Letzteren angepasster, vorsichtiger wären. Da sind solche Menschen, die weniger hinterfragen, den Mächtigen viel lieber. Zu den Mächtigen gehören heutzutage auch Feminist.I.nnen dazu.

Auf die naheliegende Lösung, den Vater in jungen Jahren miteinzubeziehen, die Familie als Ganzes in jungen Jahren zu unterstützen, auch als Gesellschaft, indem man den Arbeitsmarkt so reformiert, dass die Unterstützung der jungen Familie greift, liegt jenseits des emannzipatorischen Horizonts.

Neue Mütter - Neue Unterdrückung?

Ein weiterer Aspekt, der zwar in verschiedenen Beiträgen angedeutet, aber kaum zu Ende gedacht wird: Mit fortschreitendem Alter, wird eine erste Schwangerschaft zur Risikoschwangerschaft, was die Leihmütterschaft auf den Plan ruft. Wer wird dann für die Leihmütterschaft in Frage kommen? Sind es die gut verdienenden Karrierefrauen? Werden das emannzipierte Feministinnen sein? Oder eher Frauen aus Dritte-Welt-Länder? Entsteht da nicht das Potenzial einer nie dagewesener Ausbeutung und Unterdrückung armer Frauen? Und zwar den Frauen aus den Ländern, die heute immer wieder von Feminist.I.nnen erwähnt werden, wenn es darum geht die patriarchale Unterdrückung zu belegen?

Aber ich habe ja vergessen:
Während Männer größtenteils morden, um ihre Opfer zu beherrschen und zu vernichten, töten Frauen, um sich nicht weiter beherrschen zu lassen. Männer üben Dominanz aus, Frauen indes wollen sich oftmals aus männlicher Beherrschung befreien. Ihnen geht es vornehmlich um Selbstschutz, Selbstachtung und Selbsterhaltung. Insofern hat die weibliche Tötungskriminalität durchaus etwas Emanzipatorisches.
Insofern hat weibliche Unterdrückung - im Gegensatz zur männlichen, also "patriarchalen Unterdrückung" - "durchaus etwas Emannzipatorisches"?! Nicht umsonst heisst die moderne Unterdrückung auch "positive Diskriminierung".

Damit wir Deppen, uns auch noch freuen können, dass wir noch etwas Positives erleben dürfen, wurde die Diskriminierung mit einem positiv klingenden Adjektiv garniert. Die Idios lassen grüssen.

Emanzipatorische Technik nur für emanzipatorische Ziele

Was allerdings keinem Kommentator auffällt: Nun soll die Technik es richten, wenn Frau Karriere machen will und sie dem Arbeitsmarkt in ihren besten Jahren zur Verfügung stehen will. Die heutige Technik ermöglicht es aber auch, die Vaterschaft bei Geburt des Kindes festzustellen.

Ist eine Vaterschaftsfeststellung negativ konnotiert, weil sie nicht emannzipatorisch ist? Soll social freezing und Leihmütterschaft als positiv konnotiert gelten, weil emannzipatorisch?

Wann werden solche Verrenkungen der Moral und Logik aufhören?