Donnerstag, 8. Januar 2015

Rentenfutter

Es ist schon erschütternd, wenn man diesen Bericht liest:
In den Gängen schlurften mir Schüler entgegen, alle mit glasigem Blick. In der Klasse schließlich hingen sie auf den Tischen, während der Diskussion fraßen sie, tranken Cola und quatschten Privates. Die Bücher, um die es ging, fanden sie doof, weil das Lesen so anstrengend sei.
Vor gut 35 Jahren hatte ich Gelegenheit für kurze Zeit Lehrer zu sein. Ich kann mich noch an die leuchtenden Augen der Kinder erinnern, wenn sie endlich etwas verstanden hatten.

Welch gewaltiger Unterschied zwischen der Wirklichkeit auf den Schulhöfen der westlichen Kultur, mit dem eigentlichen Anspruch an die junge Generation:
"Let them be scientists!"
Das kann nur eine Traumwelt sein, oder? Der nächsten Generation ausreichend Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten, ihnen eine Perspektive zu geben.
Erst von den Vätern verlassen, dann von den ungeduldigen, schlecht gelaunten Müttern irgendwie durchgebracht.
Ach, wie gut, dass wir den wirklich Schuldigen ausgemacht haben: Den Vater! Dass es der ungeduldigen Mama nicht schnell genug ging mit der Karriere ihres Göttergatten (jede starke Frau möchte, dass ihr starker Mann bei Scheidung auch eine Milliarde hinblättern kann) und sie den Göttergatten vor die Türe setzte, solche elementare Zusammenhänge scheinen sich unseren Qualitätsjournalsiten nicht erschliessen zu wollen.

Stattdessen wird suggeriert, dass der Vater ursächlich für die Misere, das Desinteresse, die Perspektivlosigkeit der jungen Generation allein verantwortlich wäre. Die Mutter ist nur deswegen ungeduldig und schlecht gelaunt weil sie der Mann "verlassen" hat.

Die Verantwortlichkeit zu übernehmen, für solche verbrecherische Handlungen, wie hier dargestellt wollen sie nicht: Der Diskussionsstrang wurde gelöscht und die Dame leugnet jemals ihren Mann drangsaliert zu haben, vermutlich mit der Hilfe einer solchen Anwältin, die von der Gleichstellungskommission des Wohnortes unterstützt wird.

Das Ergebnis dieser Entfremdung des Kindes vom Vater sind nun mal Kinder, die mit "glasige Blicke" sich schlapp durch düstere Schulkorridore schleppen, die kaum Energie haben. Wozu auch? Als Vater hat es ja keinen Sinn etwas zu lernen, sich anzustrengen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Deine Familie am Ende zerstört wird, ist viel zu groß.
Wie sollen Kinder neugierig werden, wenn nicht einmal ihre eigenen Eltern auf sie neugierig sind? Wie sollen sie Freude erfahren, am Lernen und am Leben, wenn niemand an ihnen Freude hat? Früher gab es das viel sagende Wort vom Menschen als Kanonenfutter; unsere nun plötzlich herbeigesehnten Kinder sind so was Ähnliches:

Rentenfutter.

Das könnte das Unwort des Jahres werden. Aber nur, wenn es den Vater nicht pauschal dafür verantwortlich macht!