Sonntag, 31. August 2014

Transzendental signifikante Gendersosse

Es mag wohl an meiner schlichten, physikalischen Vorbildung liegen, warum ich leichte Schwindelanfälle beim Lesen solcher Texte bekomme:
"Dem kulturellen Konstrukt der Maskulinität in seiner hegemonialen Ausprägung scheint die Krise geradezu eingeschrieben."
Aus: SoSe 14: "Maskulinitäten zwischen Krise und Utopie am Beispiel mittelosteuropäischer Kulturen" Michael Zgodzay, Gender Studies an der Freien Universität Berlin
Na dann bin ich beruhigt, wenn die Krise nur bei der hegemonialen Ausprägung der Maskulinität mit dem Brandeisen "eingeschrieben" wird. Da ich kein Führungsposten habe, kann ich wohl kein Hegemonialer sein.
"‚Männlichkeit' muss scheinbar immer bedroht sein, um sich effektiv über die Zeit behaupten zu können.
Übung macht den Meister, dazu brauche ich keinen Kurs in Gender Studies belegen, oder?! 
"Die offensichtliche Angriffsfläche dabei ist der Körper, der in der Repräsentation und Performanz des Maskulinen vor jeder Körperlichkeit geschützt war."
Jetzt mal gaanz langsam:

- Der Körper, der vor jeder Körperlichkeit geschützt war, soll 'ne Angriffsfläche sein?

Bei einem Körper ohne Körperlichkeit, da geht doch alles am A.. vorbei! Es kann noch so gut gezielt sein,  knapp daneben ist auch vorbei, wenn ein von Körperlichkeit geschützter Körper (also keiner) da ist.

Was mich aber vollkommen aus der Fassung brachte war wohl folgender Text:
"Die Binarität von Logos und Körper in der Kultur erlaubte die Attribute des Körperlichen allein als weiblich wahrzunehmen. Der männliche Körper war aber immer dem Logos zugeordnet. Jede Sexualisierung und jeder Zugriff des Anderen der Sexualität war damit unterbunden."
Wenn mich nicht alles täuscht (mann verzeihe mir bitte meine Kulturlücken), dann behauptet Derrida doch, dass Logos und Körperlichkeit eine Komplizenschaft bilden, die zum (unbewußten) Auslöschen des Weiblichen führt (siehe "Abschied Binarität" auf Seite 31). Da ein Phallus etwas Körperliches ist, etwas Männliches, kann ich nicht verstehen, wieso Herr Michael Zgodzay von "allein weibliche Attribute des Körperlichen" spricht:
"Komplizenschaft von Phallus und Logos"(Gisela Ecker 1984, 14). Phallogozentrismus ist ein Begriff, den Jacques Derrida aus seiner Auseinandersetzung mit Jacques Lacan entwickelt hat. Eine prägnante Charakterisierung findet sich bei Drucilla Cornell (1993b):" ... wie die Strukturen der bewußten Sprache durch unbewußtes Auslöschen des Weiblichen aus der symbolischen Ordnung ... geschlechtlich bestimmt werden. Dieses Auslöschen findet durch das Aufrichten des Phallus als des transzendentalen Signifikanten statt, der Sinn durch die Privilegierung des Maskulinen zementiert. Dies geschieht, indem er jener Phantasie operationelle kulturelle Kraft gibt, daß 'den Penis zu haben' heißt, den Phallus mir all seinen unterstellt magischen Fähigkeiten von Schöpfung und Potenz zu haben." (S.135/136); vgl. auch Brigitte Nölleke (1988, 228)
Wie auch immer, endlich habe ich eine brauchbare Erklärung für die Privilegierung des transzendental Signifikanten im Binnen-I: "Die Erektion im Text".
- Das Aufrichten des Binnen-I zementiert die Privilegierung des Maskulinen im Feminismus. Ein Bild für die Götter.

Wer sich das antun möchte, kan ja weiter lesen. Der blablameter.de hatte ohne die letzten Sätze ("Zu Beginn des Seminars ... ") einen Bullshit-Index von 0,48 geliefert: "heisse Luft".