Montag, 12. Januar 2015

MINT: Zahlen und Handreichungen

SWR 2 brachte die Sendung:
"Mehr Frauen in MINT-Studiengängen"

Da erzählt uns eine Dr. Ulrike Struwe dass es wichtig ist, für Studentinnen das Sinnhafte eines Berufes hervorzuheben (ab ca. 3:30):
Es ist wenigen bekannt, dass man auch über MINT Verbesserungen erreichen kann, also dass man mit MINT helfen kann, denken sie nur an die medizinischen Entwicklungen oder in den Bereich Klimaschutz, Ressourcenoptimierung, all das sind Dinger die uns gesellschaftlich mit voranbringen und die natürlich durch MINT bewerkstelligt werden, aber dass das mit MINT gemacht werden kann, das ist häufig nicht in der Wahrnehmung, nicht im Bewusstsein.
Ich frage mich, ob einem, dem nicht klar ist, dass MINT ALLE Verbesserungen, die von unserer Gesellschaft erreicht wurden, direkt oder indirekt beeinflusst hat und auch beeinflussen wird, jemals in einem MINT-Beruf gut aufgehoben sein wird?!

Über die Sinnhaftigkeit eines Berufes hatte schon Frau Hoppenstedt im Loriot-Klassiker sinniert:
Ich finde, gerade eine Hausfrau mit Familie sollte eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Wenn mal die Kinder aus dem Haus sind oder es passiert irgendwas... dann habe ich nach zwei Jahren Jodelschule mein Jodeldiplom.
Da habe ich was in der Hand! Und ich habe als Frau das Gefühl, dass ich auf eigenen Füssen stehe. Da hab' ich was Eigenes! Da hab' ich mein Jodeldiplom.
Ich möchte auch als Frau eine sinnvolle Tätigkeit ausüben und nicht nur am Kochtopf stehen und meinem Mann die Hauschuhe hinterher tragen.
Bei ca. 1:10 meint Frau Dr. Struwe, dass im Jahre 2008 ca. 20.000 Studienanfängerinnen,  Ingenieurwissenschaften gewählt haben. Laut destatis wurde diese Zahle erst 2010 erreicht (Tabelle 7, Seite 34). Bei Min. 1:18 behauptet sie, dass wir nun bei knapp 40.000 wären. Laut destatis hingegen wären wir erst bei 26.272 (Jahr 2013/2014, Tabelle 7, Seite 34).

Betrachtet man den MINT-Frauenanteil bei den MINT-Absolventen, so lösen sich die Zahlenakrobatiken der Frau Dr. Struwe in Schall und Rauch: Der Frauenanteil blieb für den gesamten MINT-Bereich seit Jahren bei ca. 31% hängen. Der Technik-Bereich (Ingenieurwissenschaften) stagniert auch seit Jahren bei ca. 22%. Nichts mit Anstieg.

Es gibt eine Zunahme der Studienanfängerinnen. Diese Zunahme findet man aber auch bei den Jungs.

Der Anteil der Frauen, die einen MINT-Abschluss erhalten, an allen Frauen mit einem Hochschulabschluss liegt bei 20,5%.

Interessant ist, was uns Frau Dr. Struwe noch zu berichten weiss. Die modernen Abschlüsse der Frauen in den MINT Fächern haben irgend etwas mit folgenden Schwerpunkten zu tun (Min. 4:10):
"Das ist einmal Textil- und Kleidungstechnik, da haben wir einen Anteil von über 70%, oder medizinische Informatik, da haben wir einen Frauenanteil von über 50%, oder Bioinformatik. Wir wissen eben einfach aus unterschiedlichen Untersuchungen auch, dass Frauen sich insbesondere auch für den interdisziplinären Studiengängen in technischen Bereichen besonders angesprochen fühlen, das heisst solche Bereiche in denen Medizin oder Bio oder Design mit im Namen ist, weil sie damit eben auch dem gestalterischen und auch den verändernden Charakter binden."
Wir haben also auch im technischen Bereich eine Seggregation zwischen den Studiengängen die von Frauen und Männern gewählt werden? Hätte ich nie gedacht. Und ich hätte nie gedacht, dass ich ohne Bio oder Design im Namen, keine gestalterische Tätigkeit ausübe, wenn ich z. B. als einfacher Diplom-Physiker physikalische Grundlagenforschung am CERN betreibe.

Ich gehe sicherlich mit den meisten Spezialisten konform, wenn ich der Meinung bin, dass der Asteroid Apophis die Textil- und Kleidungstechnik der Astronauten revolutionieren wird, sollten wir es schaffen, uns nicht gegenseitig die Schädel einzuschlagen, bevor er es tun wird.

Meine Glaskugel verrät mir, dass uns nun eine weitere Studienwelle überfluten wird, mit der wichtigen wissenschaftlichen Fragestellung: Warum belegen Frauen vermehrt interdisziplinäre Studiengänge? Welche patriarchal tradierten Mechanismen führen dazu, dass Frauen sich in selbst diskriminierender Weise verstärkt nur solchen Studiengängen widmen? (Harald Eia's Erkenntnisse stehen in Deutschland auf dem Index)

Die Voraussetzungen für diese wichtige Grunlagenfprschung sind bereits gesetzt.

Das Projekt PREDIL (Promoting Equality in Digital Literacy Project Number: 141967-LLP-1-2008-GR-COMENIUS-CM) hatte sich zum Ziel gesetzt, die MINT-Literatur verschiedener Länder hinsichtlich genderspezifischer Darstellungen zu durchforsten. Ein schönes Beispiel findet ihr auf Seite 14: Die haben da zusammengezählt, wie oft Frauen und wie oft Männer in den Abbildungen der Literatur für Schüler und wie oft Frauen da auftauchen (Bild 4, links). Gleiches haben sie auch mit der Lehrerliteratur gemacht (Bild 5).

Den festgestellten Unterschied haben die dann als Ursache für die Seggregation der Wahl der Berufe durch Frauen und Männer postuliert. Als Ergebnis dieses Projektes haben sie uns dann eine Handreichung vorgestellt, mit
"Anregungen für gendersensiblen Unterricht in MINT‐Fächern"
Ziel der Handreichung sei unter anderem:
"erste Schritte zur Veränderung der Geschlechterverhältnisse zu unternehmen"
Die Frage die sich einem sofort stellt ist:
- Geht es uns als Gesellschaft nicht darum, die Besten zu fördern?

Wenn "ja":
- Warum soll es ein Ziel der Gesellschaft sein, die Geschlechterverhältnisse zu verändern?
- Haben wir etwa ein begabteres Geschlecht?

Egal wie wir es drehen und wenden (egal ob ja oder nein als Antwort auf die Eingangsfrage):
Sind dann Gender Studies letztendlich die Theorie des geschlechtsspezifischen Rassismus, besser bekannt unter Sexismus?
(Frage ist an diejenigen Leser gerichtet, die in Gender Studies indoktriniert wurden ;-))

Die Gretchenfrage ist: Soll MINT nun interdisziplinär in ein Jammerfach verändert werden?