Samstag, 31. Januar 2015

Die Vielfalt der Einfalt?

Ein Artikel der schwarzen Feder macht nun die Runde in der nicht-feministischen Welt. Schöne Kommentare findet man z. B. bei danisch.

Aber lassen wir doch den Großmeister selbst zusammenfassen, spart mir selbst eine ganze Menge Arbeit (Kommentar kann ich leider nicht direkt verlinken, habe kein Link gefunden):
Eine “Political Correctness” der Mathematik – der Bastion männlicher Wissenschaft – befürchtend, haben sich verschiedene antifeministische Blogs auf diesen Artikel eingeschossen. Hier gibt es drei Argumentationstypen:
  • Die ganz dummen verstehen nicht mal im Ansatz, dass es keine “höheren Zahlen” gibt, da sind dann Argumente zu finden, wie “spring mal vom Hochhaus, dann wirste sehen, dass es oben und unten gibt”
  • Die klugere Argumention gibt mir insofern Recht, als sie sagt, dass es keine “höheren Zahlen” gibt. Sie stellen dies dann als banal dar, verstehen aber Foucault nicht, sie weigern sich, überhaupt außer-mathematische Ursachen für mathematische Anordnungen in Betracht zu ziehen
  • Die klügsten Argumente hingegen gestehen ein, dass es außer-mathematische Gründe für die mathematischen Anordnungen gibt, beharren hier aber auf “Kognitionswissenschaften” oder “Neurowissenschaften”, dass wir Beziehungen und Sachverhalten räumlich abbilden. Dem mag so sein, aber das erklärt natürlich nicht, warum von “höheren Zahlen” die Rede ist, denn räumliche Abbildung geht ja nicht nur in die Vertikale, sondern auch in die Horizontale, und wir sprechen eben nicht von “längeren Zahlen”, sondern von “höheren Zahlen”.

Wenn ich AK richtig verstehe, geht es ihm um die "patriarchal tradierte" Belegung der Begriffe "oben" und "unten" und um die "kritische Hinterfragung" dieser Begriffe, denn er wittert darin eine bodenlose Unterdrückung der Nichteingeweihten in den Niederungen der Mathematik.

Nun, oben und unten scheint in meiner schlichten physikalisch-mathematischen Welt etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass unser Kopf (das ist das Teil mit vielen Falten am Hirn, wenn IQ vorhanden) an einer Körperstelle angebracht wurde, die im Normalfall über die Körperstelle mit nur einer Falte (dem Allerwertesten) steht. Es gehört nun mal zu den menschlichen, nicht patriarchalen sprachlichen Vereinbarungen, dass wenn uns etwas aus dem Mund fällt, es von "oben" nach "unten" fällt. Fällt einer Frau etwas aus dem Munde geht es in der gleichen Richtung, wie im Falle eines Mannes, der etwas aus dem Mund verliert. Umgekehrt kommen Ausgasungen der Ein-Falte von "unten" nach "oben": Ebenfalls vollkommen Gender-unabhängig und sogar Nahrungs-unabhängig.

Wie gesagt, es ist mein Verständnis, es muss nicht unbedingt mit der Überzeugungen des Klassismus übereinstimmen:
Ich nehme an, dass uns AK vermitteln will, dass Vielfalt auf gleicher Ebene mit Einfalt gestellt werden soll. Gemäß dem Kohl'schen Motto "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."
Wenn dem so ist, will er endlich auf gleicher Augenhöhe mit der AFD ankommen, die seiner Meinung nach "unten" sind?

Seine Meinung über die AFD, hat er ja oft genug kund getan, z. B. hier oder hier, siehe auch Kommentare.

Langsam verstehe ich, was der Schlachtruf "Vielfalt statt Einfalt" bedeutet. Wir wollen viele Falten haben, da wo eine Falte vorliegt: Also Hämorrhoiden?

Sowas lässt sich leicht behandeln.

Aber lassen wir doch den Großmeister selbst unsere Kommentare bewerten:
Aktuell wird dieser Artikel von Antifeministen herumgereicht, um zu zeigen, wie dumm Soziologen sind. Das Ganze ist ein Eigentor. Im obigen Artikel ist von “mathematischen Anordnungen” die Rede. Daraus wird dann “Mathematik” gemacht. Es ist die gleiche reduzierte Denkweise, mit der sie an Genderthemen herangehen. Wir kennen das aus der Geschichte. Dass sich die Erde um die Sonne dreht, darf nicht gedacht werden. Dummdreist wird immer wieder darauf verwiesen, dass man doch sehe, dass die Sonne aufgehe. Wenn die Erde eine Kugel wäre, würde man doch herunterfallen. Es ist eine selbstverordnete Dummheit. Das beste Mittel, sich das Denken zu untersagen, ist das bewusste Falschverstehen des Gegenübers. In diesem Fall die bewusste Verwechslung von Mathematik als Wissenschaft einerseits und Anordnungen in und Anwendungen von der Mathematik andererseits.
Wie wahr AK: Es ist eine selbstverordnete Dummheit zu behaupten, dass
  • der Gender Pay Gap eine Unterdrückung der Frauen darstellt, wenn mann nicht einmal in der Lage ist, den bereinigten von unbereinigten Gender Pay Gap zu unterscheiden
  • der Mann per se gewalttätig sei, wenn mann weiß, dass die Statistiken zur häuslichen Gewalt, wie die ADAC-Statistiken gefälscht werden (siehe hier und siehe hier)
  • die Frauenquote notwendig sei, obwohl sie eine aristokratische Einrichtung ist.
Womit AK beweist, der Feminismus sei dumm, nicht wahr?

Nein, AK, es ist keine reduzierte Denkweise, die Denkweise der Kritiker des Feminismus: Wir nutzen unseren Verstand, wir nutzen unser Vielfalt im Hirn und wollen es nicht auf die Einfalt des Allerwertesten reduziert wissen.