Ein Text aus einem "Call for Papers" für die Jahrestagung der Fachgruppe Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht in der DGPuK:
Der Anspruch, eine kritische Gesellschaftsanalyse zu betreiben, ist verbunden mit der Forderung nach Selbstreflexion. Das bedeutet, eine historische Perspektive einzunehmen und zu fragen, wie die Entwicklung der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum verlaufen ist und welchen Stellenwert sie im Fach einnimmt. Ziel war es, sämtliche kommunikationswissenschaftliche Forschungsbereiche unter Rückgriff auf verschiedene Theoriebestände mit den Ergebnissen der Geschlechterforschung zu konfrontieren, dabei Kritik am Bestehenden zu üben und zugleich auch Möglichkeiten der Erkenntnis aufzuzeigen, die sich durch eine Integration der Geschlechterforschung in die Kommunikationswissenschaft ergeben könnten. Inwieweit ist die Geschlechterforschung dem eigenen Anspruch gerecht geworden, nicht nur ein Teilgebiet der Kommunikations- und Medienwissenschaft zu sein, sondern sie insgesamt zu verändern? (Selbst-)kritisch könnte im Sinne einer archäologischen Forschung gefragt werden, wie die Auseinandersetzung mit dem Male-/Mainstream der Kommunikationswissenschaft und ihren spezifischen Narrativen verlaufen ist, wie feministische (Fach-)geschichtsschreibung erfolgt ist und zukünftig erfolgen sollte, welche eigenen Positionen zu Kanonisierung, Inklusion und Exklusion entwickelt und welche neuen Tabus möglicherweise errichtet worden sind? Auch das Verhältnis zwischen akademischer kommunikationswissenschaftlicher Geschlechterforschung und Medien und Kommunikationspraxis wäre hier zu thematisieren.brachte es nun auf stolze 1,22 auf der Bullshit-Skala von 0 bis 1:
Lasst uns doch bitte ein Satz daraus näher analysieren:
"Ziel war es, sämtliche kommunikationswissenschaftliche Forschungsbereiche unter Rückgriff auf verschiedene Theoriebestände mit den Ergebnissen der Geschlechterforschung zu konfrontieren ..."
Immerhin, aus "Ziel war es.." lässt sich ableiten, die Damen hätten ihr Ziel erreicht. Wir hoffen es zumindest!
"sämtliche kommunikationswissenschaftliche Forschungsbereiche"Das klingt nach harte Arbeit!
5 Forschungsbereiche habe ich bei den Kommunikationswissenschaften gefunden! Jedes davon wurde also
mit den Ergebnissen der Geschlechterforschungkonfrontiert!
Also nichts mit Kuscheln, gleich auf Konfrontation?
Mich hat aber der Begriff
Theoriebestände
Als Physiker oder Mathematiker kann man auf verschiedene Theorien zurückgreifen. Aber ganze Bestände? Das ist ja ein unermesslicher Reichtum. Insgesamt 24 "Theorien" durfte ich zusammenzählen, im Wikipedia-Artikel über Kommunikationswissenschaften, der stark nach Fiona Baine und Schwarze Feder aka Kemper riecht. (Ist die Theorie der Schweigespirale etwa eine Theorie zur Kommunikationsverhütung?)
Ich weiss nicht genau, wie man sich das vorstellen muss, mit der Konfrontation sämtlicher kommunikationswissenschaflicher Forschungsbereiche mir den Ergebnissen der Geschlechterforschung!
Beim "Rückgriff auf verschiedene Theoriebestände", da bin ich der Meinung, dass noch Luft nach oben besteht.
Da haben es Naturwissenschaftler tatsächlich geschafft, für ein Phänomen - dem Tunguska-Ereignis - 120 Theorien aufzustellen. Die Kommunikationswissenschaften haben mit nur 24 noch einen riesigen Nachholbedarf.
Wie auch immer, der Theoriebestand ist für einen Physiker oder Mathematiker in beiden Fällen beeindruckend.
Vielleicht schaffen wir demnächst auch eine Angleichung der Theorien in Gender Studies mit denen aus anderen Bereichen. Beim Tunguska-Ereignis haben mich besonders die "Mücken-Explosions-Theorie" und die "kleines schwarzes Loch-Theorie" beeindruckt. Also nochmals, beeindruckt, nicht überzeugt.
Wenn wir nun den Theoriebestand der Gender Studies mit der Mücken-Explosions-Theorie erweitern, verschwinden diese durch ein kleines schwarzes Loch in Sibirien?
Schön wärs ;-).
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ein großer "Theoriebestand" auch ein Ballast für die Gesellschaft werden könnte. Zuviel Ballast kann uns also untergehen lassen, wenn die kritische Ballastmasse überschritten wird.